Präsident und Geschäftsführer im Gespräch
«Wir sind eine junge Pensionskasse. Unsere Mitglieder sind daher überdurchschnittlich empfänglich für die Digitalisierung.»
Verwaltungsratspräsident Stefan Bodmer und Geschäftsführer Sergio Bortolin über die kommenden Veränderungen bei der ASGA.
Die ASGA Pensionskasse weist 2017 einmal mehr ein überdurchschnittliches Wachstum aus. Welche Strategie verfolgt ihr bezüglich des mittel- und langfristigen Wachstums und warum?
Stefan Bodmer Unsere Versichertenstruktur ist hervorragend, die ASGA ist eine junge Pensionskasse. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Dabei ist schon die Erhaltung der heutigen Versichertenstruktur eine erhebliche Herausforderung. Sie gelingt nur, wenn wir weiter nachhaltig wachsen. Der Verwaltungsrat ist sich natürlich bewusst, dass Wachstum über den Verwässerungseffekt auf Stufe Deckungsgrad auch «kostet». Eine ausgewogene Balance zwischen notwendigem Wachstum und den dafür anfallenden Kosten ist daher sehr wichtig.
Sergio Bortolin Aus operativer Sicht wächst die ASGA, um die positive Struktur von zehn Aktiven zu einem Rentner, welche wir nun seit drei Jahren haben, beizubehalten. Aber: Die Pensionierungswelle der Babyboomer rollt auf uns zu. Da hilft nur ein weiteres Wachstum, um die Höhe der Welle zu reduzieren, denn je mehr Aktive wir haben, umso kleiner wird die «Belastung» durch die Babyboomer.
Trotz des guten Anlageresultats 2017 hat die ASGA Pensionskasse die Senkung der Umwandlungssätze auf 5,8 % bis im Jahr 2022 kommuniziert. Empfinden das die Versicherten nicht als Affront?
Stefan Bodmer Über das Älterwerden der Gesellschaft und das längerfristige Renditepotenzial der Finanzmärkte wurde schon viel geschrieben. Die 2. Säule in der Schweiz ist nach dem Kapitaldeckungsverfahren und nicht nach dem Umlageverfahren konzipiert: Mit den heutigen Rentenumwandlungssätzen erfolgt jedoch auch innerhalb der ASGA eine erhebliche Umschichtung von über 20 % von aktiven auf pensionierte Versicherte. Dieser Zustand ist nicht nur systemfremd, sondern vor allem nicht gerecht. Wir haben deshalb entschieden, den Rentenumwandlungssatz über einen längeren Zeithorizont sukzessive zu reduzieren und haben dies umgehend und transparent kommuniziert. Hintergrund der Massnahmen ist die strategische Zielsetzung, dass die ASGA ab 2022 maximal 10 % umverteilen will. Als verantwortungsvolles Unternehmen kann die ASGA nicht gleichzeitig eine ungebremste Umverteilung zulassen, das Kapital überdurchschnittlich verzinsen und stark wachsen. Die genannten Faktoren müssen in einem ausgewogenen und finanzierbaren Verhältnis zueinander stehen.
Die Digitalisierung ist in aller Munde, auch bei den Pensionskassen. Wie geht die ASGA mit diesem Thema um? Welche Auswirkungen hat dies auf die Mitarbeitenden der ASGA, auf die Arbeitgeber und Versicherten?
Stefan Bodmer Wie gesagt, die ASGA ist eine junge Kasse. Unsere Mitglieder sind daher überdurchschnittlich empfänglich für die Digitalisierung und erwarten diese auch. Mit unseren Investitionen in die Digitalisierung verfolgen wir verschiedene Ziele: Erweiterte Dienstleistungsqualität, 24/7-Erreichbarkeit sowie noch höhere Effizienz, damit wir unsere Dienstleistung auch in Zukunft kostengünstig anbieten können.
Sergio Bortolin Dank des Wachstums sind wir natürlich auch in der Verwaltung mit dem Skaleneffekt konfrontiert. Die Digitalisierung ist auch ein Mittel, die Mitarbeitenden von seriellen Verwaltungsarbeiten zu entlasten und wieder mehr ins Zentrum der Mitglieder- und Destinatärbetreuung zu stellen. Wir investieren kontinuierlich in unsere Entwicklungen und Innovationen. Mit dem InnoWerk haben wir ein Team geschaffen, welches agil ist und Vorbild für die künftige Arbeitsweise der gesamten ASGA sein wird.
Es ist unverkennbar, dass die ASGA einen neuen Marktauftritt hat. Wieso kommt das Rebranding gerade zum jetzigen Zeitpunkt? Was bezweckt die ASGA damit?
Stefan Bodmer Der neue Auftritt ist eine flankierende Massnahme zur Digitalisierungsstrategie. Damit wird der Aufbruch in eine neue Periode sowohl für die Versicherten, unsere Mitgliedfirmen wie auch für unsere Mitarbeitenden sichtbar gemacht: zunehmende Technologisierung, schnellere und transparentere Prozesse ohne Systembrüche, Beibehaltung der Kundennähe.
Sergio Bortolin Die Erwartungen und Bedürfnisse der Kunden verändern sich stetig. Darauf hat nicht zuletzt auch die Digitalisierung einen grossen Einfluss. Einerseits stellen wir fest, dass unsere Versicherten bei ihren Anfragen und Wünschen immer besser informiert sind, andererseits hat sich die Gesellschaft grundlegend verändert. Mit dem neuen Corporate Design positionieren wir uns als junge, sympathische, marktkonforme und moderne Pensionskasse.
Wo sehen Sie in den nächsten Jahren die grössten Veränderungen auf die ASGA zukommen?
Stefan Bodmer Die Transparenz in der 2. Säule wird weiter zunehmen, was die Anforderungen an Qualität und Preis unserer Leistungen weiter erhöhen wird. Vorboten dieser Entwicklung sind die Versicherungsbroker als Vertriebskanal, die bereits jetzt zu einer wesentlichen Professionalisierung geführt haben. Auch die Arbeitgeber sind heute mehr als früher gefordert – im Sinne von «best execution» – für sich und ihre Mitarbeitenden die optimale Versicherungslösung zu suchen und periodisch zu überprüfen. Dabei bleibt zu hoffen, dass die Zunahme von Transparenz nicht mit einer weiteren Zunahme von Regulierung einhergeht.
Sergio Bortolin Hand in Hand mit der Digitalisierung verschiebt sich der Kontakt zwischen der Pensionskasse und der Mitgliederfirma zum direkten Kontakt der Pensionskasse mit dem Versicherten. Durch das Versichertenportal steht die ASGA allen Destinatären offen. Das wiederum erfordert neue Kompetenzen von den Mitarbeitenden, denn die individuellen Wünsche der Versicherten gelangen nun direkt zur Pensionskasse. Die persönliche Beratung wird an Bedeutung gewinnen, was den Kostendruck für die Pensionskasse erhöhen wird.
Auf was dürfen sich die Mitgliedfirmen und Versicherten in naher Zukunft freuen?
Stefan Bodmer Freuen dürfen sie sich auf das Versichertenportal als eines der Ergebnisse aus der Digitalisierungsstrategie. Über allem steht bei den Kunden letztlich aber immer noch das gute Gefühl und die Gewissheit, bei einer sicheren, erfolgreichen und sehr solide aufgestellten Pensionskasse angeschlossen zu sein.
Sergio Bortolin Die ASGA Pensionskasse wird auch in den nächsten 55 Jahren ein verlässlicher Partner bleiben und sich dem Wandel der Zeit anpassen. Wir werden immer schneller in der Verarbeitung und dank der Automatisierung wird die Fehlerquote, welche bereits sehr tief ist, verschwindend gering.
Wie schätzen Sie die Anlagemärkte ein? Darf davon ausgegangen werden, dass die Performance 2018 ähnlich hoch sein wird?
Stefan Bodmer Meine persönliche Prognosefähigkeit ist sehr bescheiden, zumal ich die Finanzmärkte im Gegensatz zu den Zentralbanken nicht beeinflussen kann. Prognosen auf Jahresbasis überlasse ich deshalb gerne den Anbietern von Finanzdienstleistungen, die damit übrigens auch ihre liebe Mühe haben.
Auch für den Verwaltungsrat steht keine Prognose im Zentrum, sondern die Entwicklung einer Anlagestrategie, welche im Einklang ist mit den Verpflichtungen gegenüber unseren Versicherten. Darüber hinaus gilt unsere Aufmerksamkeit der effektiven Umsetzung der Anlagestrategie – das können wir beeinflussen.
Sergio Bortolin Auch meine Aufgabe ist es nicht, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf vorbereitet zu sein. Mit breit diversifizierten Anlagen und einer stetigen Optimierung unseres Portfolios tun wir alles, um auf fast alles vorbereitet zu sein. Bis jetzt sind wir damit gut gefahren.